Die Vereinfachung von Mitteln und Struktur war keine formale Übung, sondern ein Mittel, um kraftvolle, unverbalisierte Emotionen und Offenbarungen zu erfahren. Rothkos Formen sind reduziert, aber nicht geometrisch. Kanten und Grenzen sind weich, ausgefranst, gefiedert – sie verschmelzen unmerklich, wenn ein ätherisches Farbfeld in ein anderes übergeht, wodurch ein fast haloartiger Effekt entsteht. Die Leuchtkraft wird durch durchscheinende Schleier aus verdünntem Pigment erreicht, die manchmal eher mit Lappen und Schwämmen als mit Pinseln aufgetragen werden. An manchen Stellen ist die Farbe zerkratzt; an anderen Stellen wirkt es wie ein Fleck, der die Leinwandfasern durchtränkt.

Mit verschiedenen Arten von Nassmedien und unterschiedlichen Farbschichten veränderte er manchmal die Ausrichtung seiner Bilder im Atelier, je nachdem, wie ihre Farben harmonierten. Tatsächlich wandern in Nr. 13 (Weiß, Rot, auf Gelb) einige Tropfen nach oben, was darauf hindeutet, dass Rothko eine Zeit lang verkehrt herum an diesem Bild gearbeitet hat. In Rothkos Werk umhüllt der große Maßstab seiner Gemälde den Betrachter und schafft so ein greifbares und intimes Erlebnis. „Historisch gesehen“, sagte er, „ist die Funktion, große Bilder zu malen, etwas sehr Grandioses und Pompöses zu malen. Der Grund, warum ich sie male, ist jedoch … genau, weil ich sehr intim und menschlich sein möchte.“